Man stelle sich vor, in Offenburg wäre ein Flüchtling auf offener Straße von einem Neonazi angegriffen und mit äußerster Brutalität halbtot geschlagen worden. Das Opfer hätte schwere Hirnschäden erlitten, dass es nicht mehr in der Lage wäre, die Angehörigen zu erkennen und wäre als Pflegefall ans Bett gefesselt, spinne ich die schlimme Vorstellung weiter.
Man stelle sich weiter vor, der, der sich psychiatrischer Gutachter nennt, würde den Täter vor Gericht nicht etwa in die geschlossene Psychiatrie, sondern die ambulante Behandlung empfehlen. Mit anderen Worten: der Neonazi würde wieder frei auf die Gesellschaft losgelassen. Die öffentliche Betroffenheit, Wut und Empörung wären grenzenlos. Zurecht. Bei der Stadt und in den Gemeinderatsfraktionen würde wahrscheinlich damit geliebäugelt werden, wie in Dresden den "Nazinotstand" auszurufen.
Nun, die schreckliche Tat gab's. Nur unter anderen Vorzeichen.
Opfer war der Rentner Detlef J., der Täter ein Flüchtling. Vor wenigen Tagen haben die Söhne des Rentners einen erschütternden offenen Brief in der BILD-Zeitung veröffentlicht. Der Inhalt geht unter die Haut. Von öffentlicher Seite ist - anders wie nach Halle - nur ohrenbetäubendes Schweigen zu vernehmen. Die Familie des Opfers hat das Pech, dass der Täter politisch nicht ins Konzept passt.
Unsere Anteilnahme, unser Mitgefühl, hat die Familie. Wenn wir kommunal schon nichts an den Ursachen, den offenen Grenzen, etwas ändern können, so sollten sich doch alle Fraktionen auf den OB-Wahlkampf-Schlager besinnen und dafür sorgen, anstelle des Heeres von Knöllchenverteilern einen wirkungsvollen Ordnungsdienst zu schaffen. Fragen Sie mal in Kehl nach, da klappt das schon.
Taras Maygutiak