Da ich so langsam dahinter gestiegen bin, wie sich die Tod und Verderben bringenden Treibhausgas-Emissionen Offenburgs geschickt in Luft auflösen lassen, dürfen Sie künftig ab und an mit guten Tipps aus der Trickkiste von mir rechnen.
"Hat der Maygutiak den Stein der Weisen oder gar den heiligen Gral gefunden?", werden Sie jetzt orakeln, "hat er Rumpelstilzchen belauscht?" Nichts von alledem. Ein bisschen beobachtet, eine Brise mathematischen Grundwissens dazu, dann den Kopf eingeschaltet und daran erinnert, wie die das beim Hütchenspielen treiben.
Wir wissen ja alle, dass während wir ein Bäumchen in der Stadt pflanzen, um dem sicheren Klima-Tod zu entrinnen, werden in China oder sonstwo hundert Kohlekraftwerke aus dem Boden gestampft. Der Effekt ist also Null. Bei der Rechnung, die für die Stadt wichtig ist, geht es aber nicht einmal um Bäumchen. Wir könnten theoretisch ein Stück Gemarkung des Hoch-3-Geländes an eine Nachbargemeinde verscherbeln, die bauen dort ein Kohlekraftwerk und die Emissionen würden Offenburg in der Bilanz mit Null-Komma-Nix belasten, da es nicht auf Offenburger Gemarkung wäre.
Erstaunlich, nicht? So musste ich im Verkehrsausschuss erfahren, dass der geplante Autobahnzubringer die Emissionen um 11,8% senken würden. Weshalb? Ganz einfach. Eine Bundesstraße gehört uns nicht, den Verkehr kann man also herausrechnen. Und damit die A5 auf Offenburger Gemarkung nicht zum Klimakiller wird, ist man mit dem Ministerium im Gespräch. Von dort braucht's nur noch die Absolution, dann passt's.
Jetzt verstehe ich auch, wie einige Stadträte, die sonst heldenhaft der Klimakatastrophe Paroli bieten, ruhigen Gewissens in ferne Länder in den Urlaub fliegen konnten. Auch das ganz einfach. Einen CO²-Fußabdruck kann es per Definition ja nur auf dem Boden geben, muss die Logik dahinter sein. Wer im Flugzeug fliegt - und das auch noch außerhalb Offenburger Gemarkung - ist also auf der sicheren Seite.
Über den Wolken muss die CO²-Bilanz wohl grenzenlos sein.
Taras Maygutiak, Stadtrat in Offenburg