Es gäbe einige Aufreger, die ich nach Wochen der Meinungsforums-Abstinenz hier verarzten könnte. Die Sommerpause war nie wirklich eine politische Sommerpause, obgleich auch ich versucht habe - zumindest zeitweise - etwas Abstand von den Dauerbrennerthemen, die auch Offenburg bewegen, zu bekommen. Bevor wir kommenden Montag mit dem frischgebackenen Gemeinderat durchstarten, habe ich mich allerdings entschlossen, mit der Angelegenheit zu beginnen, mit der ich vor den Ferien aufgehört hatte: dem Offenburger Freiheitstag, die historische Erinnerung an den 12. September 1847 mit der Verkündung der 13 Forderungen des Volkes in Baden. Das Wetter hatte dem von der Stadt organisierten Einkaufs- und Bummeltag optimal in die Hände gespielt. Ich habe mir an jenem Tag auch bei astreinen Temperaturen ein Eis gegönnt. Das Problem war nur: mit dem originären Freiheitstag hatte der Tag nichts zu tun. Mein Vorschlag: behalten wir den Einkaufs-, Bummel- und Feschtletag im Sommer bei und besinnen uns aber wieder auf das historische Datum. Das eine tun, aber das andere nicht lassen. Das Buch "Der Freiheit eine Gasse" von Michael Kunze (Leseempfehlung!) beschreibt das Leben Gustav Struves aus dessen Perspektive. In Anlehnung daran machten sich einige meiner Mitstreiter am vergangenen Donnerstag, 12. September, daran, mit einem Infostand zum historischen Datum und zum Grundgesetz für die Freiheit sozusagen auf die Gasse zu gehen. Einige der damaligen Forderungen wie die Meinungs- und die Pressefreiheit könnten in Zeiten staatlich gelenkter und sedierender Dauerberieselung, ministerieller Verbotsversuche gegen die freie Presse (Compact-Magazin) oder der Angriffe der Grünen gegen X - ehemals Twitter - aktueller gar nicht sein. Hoffnungsvoll stimmte mich in den vergangenen Monaten, dass unsere Forderung, den 12. September bitteschön auch am 12. September zu feiern, nicht nur die unsere ist. Hier scheint es über alle Parteigrenzen hinweg das Bedürfnis zu geben, den historischen Feiertag als solchen auch dann beizubehalten, wann er anfällt. Bis wir das als Offenburger gemeinsam wieder gerade gerückt haben, sehen wir uns als die Brandmauer, die gegen die "Cancelculture" um das historische Datum gezogen ist.