Mit Kaffeesatz und Glaskugel
Zugegeben, ich bin kein Mann der Zahlen, ich bin auch kein Finanzgenie. Aber bei Angelegenheiten wie dem Nachhaltigkeitskonzept 2040, das mich nunmehr seit einigen Wochen beschäftigt, konnte ich dennoch zur Erkenntnis kommen, dass ein handelsübliches Gehirn wie das meine und ein gerüttelt Maß an Logik ausreichen, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Mit 1,3 Milliarden Euro - auch wenn es auf 17 Jahre gerechnet ist - hat man selbst Leute aufgeschreckt, die sich sonst nie um Kommunalpolitik, geschweige denn um öffentliche Haushalte kümmern. Da hat man sich bei der Stadt also von vornherein in der Kommunikationspolitik ein dickes Ei gelegt. Bei Bauprojekten wird man heute bereits in immer kürzeren Abständen von Hiobsbotschaften bei den Kostensteigerungen heimgesucht.
Weshalb nimmt man sich ausgerechnet dann den langen Zeitraum bis 2040 vor? Ich weiß, Finanzbürgermeister Kopp hat bei seinen Rechenspielen ausgebügelte Dellen wie bei der Dotcomblase oder der Lehman-Brothers-Pleite als Erfahrungswerte aus der Vergangenheit seinen Prognosen zugrunde gelegt. Mein Kaffeesatz unkt allerdings, dass es diesmal um einiges dicker kommen könnte. Die Nachwirkungen der verbrecherischen Corona-Politik, die katastrophale Energiepolitik, die Sanktionen, die nur uns im Westen schaden und die politisch gewollte Vernichtung der Automobilindustrie samt Zulieferer deuten nicht gerade auf rosigere Zeiten hin. Im Gegenteil. Und da sollen wir ausgerechnet jetzt auch noch die Hebesätze erhöhen? Gut, kann man machen nach über 30 Jahren. Aber gleich in dieser Größenordnung? Neben Krediten sollen beispielsweise Einsparungen an anderer Stelle Geld auf die Haben-Seite pumpen, um dann auch noch - den dicksten Knüller - einen 100 Millionen-Euro-Klimafonds zu speisen.
Während immer mehr Rentner Flaschen sammeln müssen, die Tafel immer mehr Zulauf bekommt, will sich die Stadt allen Ernstes einen sexy Klimafonds leisten. Für was der genau sein soll, bleibt schwammig. Das ist einfach irre! Welchen Punkten wir in dem Gesamtwerk überhaupt zustimmen können, wissen wir noch nicht. Da müssen wir noch einmal den Kaffeesatz zu Rate ziehen. Meine Glaskugel wird das dann gegenchecken.
Taras Maygutiak
Stadtrat in Offenburg