Ein Projektchen hier, ein Fördertöpfchen da - wenn es darum geht, sich mit öffentlichen Geldern durchs Leben zu mogeln, sind manche besonders kreativ. Aber, das kann auch lästig und anstrengend sein. Schließlich muss man sich immer aufs Neue bewerben, hinten anstellen und läuft Gefahr, auch mal leer auszugehen. Das muss doch auch bequemer gehen, haben sich "verschiedene Initiativen" (Zitat, Beschlussvorlage des Kulturausschusses) wohl gedacht, "die sich für eine verpflichtende Ausstellungsvergütung einsetzen." Eine "super Idee", finden das auch Bürgermeister Kopp und seine Truppe des städtischen Kulturbereichs.
Sie werden sich jetzt fragen, was eine "verpflichtende Ausstellungsvergütung" sein soll. Ganz einfach: ein Künstler, der bisher die Möglichkeit hatte, irgendwo im öffentlichen Raum seine Werke auszustellen, müsste dabei nicht mehr darauf hoffen müssen, dass irgendjemand seine Bilder oder Skulpturen gut findet und abkauft, nein, er bekäme schon von vornherein Geld - Steuergeld. "In der aktuellen Diskussion werden Beträge von mindestens 5000 Euro je Ausstellung genannt", musste ich in der Vorlage lesen. Ach ja, und damit der Künstler sich nicht noch um seine Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung Gedanken machen muss, kann man sich vorstellen, ihn auch noch über die Künstlersozialkasse abzusichern. "Systemwidrig" nannte eine Stadtratskollegin das völlig zurecht, "unter aller Kanone", meine ich, um nicht "parasitär" sagen zu müssen.
Liest man die Begründung, müsste man demnach auch jedem Marktbeschicker Geld überweisen. Ob er jetzt Tomaten, Sellerie oder Salat verkauft oder nicht, ob das Gemüse gut ist oder nicht. Sollte das wirklich durchgehen, empfehle ich jedem Rentner, der genötigt ist, Pfandflaschen zu sammeln, diese nicht einzulösen, sondern Skulpturen oder Mobile daraus zu basteln und diese dann öffentlich auszustellen. Die Stadt Offenburg würde das bezahlen. "Mindestens 5000 Euro je Ausstellung" soll es ja geben. Ich ginge dann auch unter die Künstler. Meine inspirierende Leinwandserie "Lebenskunst -...arbeiten Sie noch oder kassieren Sie schon?" ist bereits in der Entstehungsphase.