Es ist noch keine 15 Jahre her, als viele den "Guller" sonntags nur aus einem Grunde nicht sofort in die grüne Tonne wandern ließen: die Kolumne von Werner Aschl auf der letzten Seite des Blattes. In kerniger Sprache teilte er dort aus, nannte Ross und Reiter und schrieb, was die meisten insgeheim dachten. Die erfolgreiche Guller-Kolumne war seinerzeit auch die Inspiration, das "Stadtgeflüster" im OT aus der Taufe zu heben. Das Konzept funktionierte damals noch. Der leitende Redakteur pflegte zu sagen, er müsse mittags nur mit einer Bratwurst von der Bude durchs Städtle laufen und schon wisse er, was die Leute beschäftigt und was deshalb zwingend auch im OT zu lesen sein müsse. Immer getreu dem Luther'schen Satz, "dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Munde reden." Das war einmal. Heute liest man dort eher politisch korrekte Floskeln und lahme Leisetreterei. Nichts, was einen vom Hocker reißt. Aber, dass man sich in der Lokalredaktion jetzt "erstaunt" zeigte, dass viele Schülerinnen in den Absolventen-Umfragen zum Thema "Nachtleben in Offenburg" angaben, dass sie sich nicht mehr sicher fühlten, erstaunte wiederum mich - mehr noch! Ich empfehle mal dringend ein paar Runden mit 'ner Bratwurst zu drehen. Wahlweise am Ölberg oder im Freizeitbad, am Bahnhof ist's auch interessant - und dann aber auch darüber zu schreiben! Das Grundproblem ist sicher nicht OT-spezifisch. Es zieht sich durch die gesamte Presselandschaft, durch die ganze Gesellschaft. Längst kann man klar trennen zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung. Die Schere im Kopf, zu trennen, was ist und was gesagt werden darf, ist Voraussetzung, überhaupt in einem Medium von der Stange arbeiten zu dürfen. Neben dem Thema "Sicherheit" gilt das auch bei der Massenmigration sowie der bislang ausgebliebenen Aufarbeitung der Corona-Zeit und den rechtswidrigen Grundrechtseingriffen. Durch die jüngst enthüllten ungeschwärzten RKI-Files inspiriert, werden wir uns da in den nächsten Monaten gezielt mit unbequemen Fragen melden. Auch kommunal liefen da bekanntlich Sauereien. Hier hätte die Presse jetzt übrigens die Gelegenheit, sich mit echtem Journalismus im Stile vergangener Tage zu rehabilitieren und wieder ihrer ursprünglich angedachten Rolle gerecht zu werden.