Von Taras Maygutiak:
Wir sind der Dorn im Fleisch. Und damit das nicht vergessen wird, muss man sich regelmäßig bewegen, damit der Dorn auch spürbar bleibt. Nicht alle konnten vergangenen Mittwoch nach Berlin fahren, um unter der Woche gegen die erneute Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf die Straße zu gehen. Das de facto und de jure Ermächtigungsgesetz schreit geradezu danach, sich dagegen zu stemmen. Und da wir in Offenburg nicht untätig bleiben konnten, machten wir uns kurzerhand daran, mit einer satirisch-künstlerischen Aktion wenigstens ein kleines Zeichen zu setzen. Mit unserem vier auf zwei Meter großen Transparent, Aufschrift "Wollt ihr die totale Gesundheit?", wollten wir in deutlichen Worten zum Nachdenken anregen, in welche Richtung wir derzeit steuern, wenn wir nicht aufpassen. Provokant? Naja, ein bisschen. Mit eingeschlafenen Füßen lockt man schließlich niemanden hinterm Ofen hervor. Neben ein paar wenigen Passanten, die die Botschaft nicht verstanden (bei Kunst gibt es das), bekamen wir aber auch viel Zuspruch und hatten angeregte Gespräche. Es wurden immer wieder Fotos gemacht, wobei das eine oder andere gute Verbreitung im Netz fand. Wir bekamen Rückmeldungen, dass Bilder der Aktion auch in Frankreich kursieren. Operation gelungen.
Das Ordnungsamt und die Polizei, die nicht lange auf sich warten ließen, wollten "die Versammlung beenden". Ich klärte auf, dass es sich bei zwei Personen nicht um eine Versammlung handle, wir auch keine unangemeldete Kundgebung veranstalteten, sondern eine satirisch-künstlerische Aktion. Der Herr des Ordnungsamtes ordnete dann ohne eine Rechtsgrundlage nennen zu wollen an, "das zu beenden." Auf dem Fuße meldete ich eine Spontanversammlung an. Nachdem er sich etwas abseits mit den Polizeibeamten beraten hatte, ging das in Ordnung. Selbstverständlich, musste auch so sein! Neu war für mich nur, dass ich mit zwei Personen eine Versammlung anmelden musste. Da habe ich bis jetzt nichts dazu im Versammlungsgesetz gefunden.